Die aktuelle-Frühjahrskonjunkturumfrage zeigt aber auch erste deutliche Eintrübungstendenzen auf: Der Geschäftsklimaindex sinkt auf 78,5 Punkte und liegt 8,5 Punkte unter dem Wert der Herbstumfrage. Darüber hinaus ist tendenziell ein Rückgang bei der Auftragsreichweite zu verzeichnen.
Geschäftsklimaindex sinkt
61,3 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage mit „gut“ (Herbst 2023: 77,1 %), mit „be-friedigend“ 34,3 Prozent (Herbst 2023: 20,5 %) und 4,4 Prozent mit „schlecht“ (Herbst 2023: 2,4 %). Mit 78,5 Punkten ist der Geschäftsklimaindex gesunken (Herbst 2023: 87,3 Punkte). Deutsch-landweit liegt dieser bei 75,7 Punkten.
Gute Auslastung
Trotz der anhaltenden Baukrise sind die E-Handwerksbetriebe im Südwesten aktuell weiterhin gut ausgelastet. 64,9 Prozent von ihnen verfügen über Auftragspolster von mehr als zwei Mona-ten (Herbst: 64,4 %); die durchschnittliche Vorlaufzeit liegt bei 16,4 Wochen (Deutschlandweit 15,2 Wochen). Erkennbar ist allerdings, dass die Zahl der Betriebe mit „Vorläufen“ von lediglich bis zu einem Monat zugenommen hat (Frühjahr 2024: 19,2 % / Herbst 2023: 16,3 %).
Weniger Aufträge von Gewerbekunden
Weniger Aufträge erreichen die Branche aus dem Bereich der gewerblichen Wirtschaft. 23,3 Prozent der Betriebe gaben an, dass sich die Zahl der Aufträge von Gewerbekunden in den letz-ten sechs Monaten reduziert habe (Herbst 2023: 17,4 %). Eine Steigerung meldeten in diesem Segment lediglich 26,2 Prozent (Herbst 2023: 29,0 %).
Weitgehend unverändert ist die Situation bei den privaten Auftraggebern. Einen Anstieg meldeten 29,3 Prozent der Befragten (Herbst 2023: 28,3 %), 23,4 Prozent verwiesen auf Rückgänge (Herbst 2023: 23,0 %).
Umsatz: Impulse aus dem privaten Bereich
Bei der Umsatzentwicklung im Handwerksbereich notieren 42,3 Prozent der Betriebe für die vergangenen sechs Monate steigende Umsätze (Herbst 2023: 44,3 Prozent). Bei 46,9 Prozent der Betriebe gibt es keine Veränderungen (Herbst 2023: 44,3 %), bei 10,9 Prozent der Betriebe (Herbst 2023: 11,4 %) sind die Umsätze gesunken. Impulse bei der Umsatzentwicklung nach Auftraggebern sendet unverändert der private Bereich. 40,2 Prozent (Herbst 2023: 41,3 Prozent) der Betriebe bestätigen hier einen Anstieg. Impulse auf niedrigerem Niveau kommen hingegen aus der gewerblichen Wirtschaft: 35,9 Prozent (Herbst 2023: 35,7 Prozent) und von öffentlichen Auftraggebern: 14,4 Prozent (Herbst 2023: 13,9 Prozent).
Erneuerbare Energien im Trend
Erneuerbare Energien stehen unverändert im Fokus der Auftraggeber. Der Umsatzanteil im Be-reich Photovoltaik und Speicher steigt kontinuierlich an und liegt aktuell bei 10,3 Prozent (Herbst 2023: 8,8 %). Eine leichte Stagnation ist im Bereich Ladeinfrastruktur und Wärmepumpen-/Lüftungssysteme festzustellen.
Einhergehend bleibt festzuhalten, dass sich die Fachbetriebe im E-Handwerk zunehmend im Geschäftsbereich der erneuerbaren Energien engagieren, insbesondere in den Bereichen PV und Batteriespeicher. Nach den Ergebnissen der aktuellen Frühjahrs-Befragung sind 61,5 Pro-zent der Betriebe im Bereich PV aktiv (im Jahr 2023: 53,7 Prozent), 53,4 Prozent im Bereich der stati-onären Batteriespeicher (im Jahr 2023: 52,1 Prozent). Eine rückläufige Entwicklung gibt es im Wärmepumpensektor mit 42,5 Prozent (2023: 45,5 Prozent).
Hoher Fachkräftebedarf
Der Fachkräftebedarf ist in der Branche unverändert groß: 62,0 Prozent der Betriebe verweisen auf offene Stellen (Herbst 2023: 57,8 %).
Positiver Trend bei der Beschäftigung
Das Statistische Landesamt weist für das Elektrohandwerk in Baden-Württemberg nunmehr seit zehn Jahren kontinuierlich steigende Beschäftigtenzahlen aus. Auch bei der Ausbildung hält die positive Entwicklung an. Im Vergleich zum Vorjahr konnten im aktuellen Ausbildungsjahr die Neuverträge erneut um 2,3 Prozent gesteigert werden. Aktuell sind für das Elektrohandwerk in Baden-Württemberg 5600 Ausbildungsplätze registriert.
Dass man in der Branche, trotz der negativen gesamtwirtschaftlichen Konjunkturprognosen, bei der Fachkräftegewinnung weiterhin auf Linie bleiben möchte, zeigt die Erwartung der Beschäf-tigtenentwicklung. So gaben 29,8 Prozent der Befragten an, dass sie in den nächsten sechs Mo-naten von einer Steigerung der Beschäftigtenzahl ausgehen (Herbst 2023: 23,6 %).
Zukunftserwartung bleibt verhalten
Fasst man den Ausblick auf die nahe Zukunft zusammen, so bleibt die Bewertung der Ge-schäftslage verhalten. Aktuell gehen zwar wieder mit 15,5 Prozent der Betriebe von einer Ver-besserung der Situation aus. Im Herbst waren es lediglich 11,3 Prozent. Eine Verschlechterung erwarten jedoch immerhin 22,6 Prozent – gegenüber 20,1 Prozent im Herbst des vergangenen Jahres.
„Die Signale aus der Branche überraschen mich nicht. Die rückläufigen Tendenzen aus den Bereichen der Installation von Ladeinfrastruktur und Wärmepumpen haben einen direkten Bezug zu politischen Entscheidungen und Änderungen bei den Förderrichtlinien. Erfreulicherweise gelingt es bislang unseren Fachbetrieben, den gravierenden Einbruch im Neubausektor durch andere Geschäftsfelder zu kompensieren, beispielsweise im Sanierungsbereich oder auch im Bereich der erneuerbaren Energien. Das ist allerdings nur eine Momentaufnahme und es ist jetzt höchste Zeit für die Politik die Baubranche und insbesondere den Wohnungsbau mit wirksamen Maßnahmen zu stabilisieren. Die Politik ist jedoch kurzfristig nicht nur in der Baubranche gefordert, denn auch die Beschäftigten im E-Handwerk benötigen bezahlbaren Wohnraum in Arbeitsplatznähe“, so FV-Präsident Thomas Bürkle zu den Ergebnissen der aktuellen Frühjahrs-Konjunkturumfrage.
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